STILLE WASSER SIND TIEF 8

Teil 8:

 

 

Es war der Tag der Tage, ein Party-Tag und ein Tag an dem sich verdammt vieles ändern sollte.

An diesem Tag, was ich aber noch nicht wissen konnte, würde sich mein ganzes bisheriges Leben ändern.

Ich hatte keine Vermutung, dass mein Plan auch nur so fehlschlagen konnte und ich da in etwas hineingeraten würde, dass weitaus größer war als alles was ich bisher in meinem Leben gekannt hatte.

Wobei mein Leben, mal abgesehen von Streiteren mit Manuel, ganz langweilig und schlicht war.

Es waren nur noch wenige Stunden bis zur Hausparty von Tobias, mein Bruder sauste wie ein geölter blitz durch die Wohnung um seine diversen Sachen wie Haargel oder seine Lieblingsschuhe zu finden.

Er war ein Chaosmensch wie er im Buche stand. Aber er beherrschte nicht das Chaos, sonder umgekehrt. Es beherrschte ihn. Meine Mutter hatte jedoch auch ein Talent und dies war es Manuels Chaos im Zaum zu halten und es für alle Menschen, die unser Haus besuchten verschwinden zu lassen. So musste mein Bruder, wenn er etwas liegen ließ wohin es nicht gehörte, damit rechnen, dass es sich in einem Kasten unter der Spüle befand, im Abstellraum oder in unserer kleinen Garage. Meine Mutter hatte es nämlich aufgegeben ihm seine Sachen ins Zimmer zu legen. Stattdessen bestrafte sie ihn in diesem Sinne, dass sie eben auch seine Sachen wo anders hinlegte.

Aber eben nicht an offensichtliche Orte. Genau deshalb war Manuel nun auf Schatzsuche in unserem Haus unterwegs und versuchte den versunkenen Schatz des Haargel zu bergen.

Ich, eher ordentlich, war schon fertig. Und als ich hinunter kam, war mir klar, dass mich alles dumm ansehen würden.

Als ich die Stiegen hinunterging und meine Mutter mich zu Gesicht bekam, blieb ihr der Mund wortwörtlich offen stehen. "Was soll das denn bitte?", fragte sie leise mit Entsetzen in ihrem Ausdruck. Mein Vater, der Manuel und mich fahren sollte, blickte mich auch verdutzt an. Er meinte dazu nur: "Also ich finds gut. So macht sie bestimmt kein Typ an." Ich wusste wieso er dies sagte und war ihm auch nicht böse. Keineswegs. Das war doch genau das, was ich beabsichtigte. Ich stand also da auf der Treppe, in einer Jogginghose und mit einem viel zu weiten blauen T-Shirt meines Vaters. Meine langen schwarzen Haare hatte ich zu zwei Pferdeschwänzchen gebunden und meine Augen hatte ich ganz dunkel geschminkt, sodass es aussah als wäre ich gerade unter meiner Bettdecke hervorgekrochen und hätte eine lange Party hinter mir.

Ich nannte diesen Look den "Party-Schreck" und genauso sollte er auch wirken.

Meine Mutter fuhr mich an: "Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das ist bestimmt keine Halloween-Party! Junges Fräulein, so gehst du mir nichteinmal zum Sport außer Haus!" Ich begann zu lachen. Es war also äußerst wirkungvoll und alles verlief ganz genau nach Plan.

Wenig später schoss auch schon Manuel die Treppe herunter, aufgeputzt und gut gelaunt.

Er beachtete mich zuerst gar nicht, aber als er schnell an meinen Pferdeschwänzchen vorbeizog, drehte er sich um und blieb ruckartig stehen.

"Gehst du nicht mit heute?" Ich nickte und piepste leise: "Doch schon..." Er hob die Augenbrauen und sagte ruuhig und sachlich: "Also so nehm ich dich nicht mit. Ich will mich nicht mt dir schämen."

Meine Mutter packte mich in diesem Moment am Arm und ging mit mir die Treppe hoch.

Kurz vor meinem Zimmer flüsterte sie mir ins Ohr: "Ja, ich weiß es gibt Tage, an denen man sich nicht wohl fühlt und man einfach zu Hause bleiben will, aber das kannst du deinem Bruder nicht antun. Er wird wegen dir sicher noch zum Gespött der Nachbarschaft." Am liebsten hätte ich ihr geantwortet, dass mir das herzlichst egal sei und ich einen feuchten dreck darauf gebe, wie die Leute meinen idiotischen Bruder sehen, aber da sie meine Mutter war, würde sie dies irgendwie nicht so gut heißen. Ich schwieg.

"Komm wir gehen in dein Zimmer! Du kannst das Shirt von deinem Vater anlassen wenn du dich unwohl fühlst oder Problemzonen abdecken willst. Aber daführt wirst du mir eine schöne schwarze Hose anziehen, ja? Und mit deinen Haaren... also das geht wirklich nicht. Ich weiß ja, dass Mädchen gerne Frisuren machen, aber die werde wir schnell hochstecken und ein paar Strähnen nach vorne hängen lassen."

Gesagt, getan. Meine Mutter gestalltete mich um und ich musste mr das weite Shirt in dei Hose stecken.

Aber was mich mehr im Moment störte, war wovon sie geredet hatte.

Problemzonen? Welche Problemzonen? Ich dachte bis jetzt eigentlich immer, dass mein Körper genau richtig sei.

Außer der Farbe meiner Haare war eigentlich immer alles ok gewesen, wie ich fand.

Aber war ich irgendwie fett oder hässlich und meine Mutter hatte dies gerade unterschwellig herüberbringen wollen?

Nach ihrem Make-over durfte unser glücklicher Vater uns zu Tobias fahren.

Tobias, doch nicht ganz so dumm wie gedacht, hatte uns vor allen anderen zu sich eingeladen,damit unser Vater nichts von seiner riesigen Party mitbekam. Denn laut Manuel und mir würde es nur ein nettes, kleines und vor allem beaufsichtigtes Zusammensein werden, ohne Alkohol und nur enge Freunde würden kommen.

Alles natürlich erstunken und erlogen.

In Wirklichkeit waren alle Oberstufenschüler unserer Schule eingeladen, keine Aufsichtsperson weit und breit und Tobias´ Kumpel Lukas hatte Alkohol für alle besorgt.

FORTSETZUNG FOLGT

stock-photo-16959878-drunk-party-girls.jpg

 

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: