STILLE WASSER SIND TIEF 5

Endlich läutete es zur Pause und ich verspürte einen gewissen Drang nach frischer Luft.

Birte begleitet mich hinaus in den Pausenhof, auf dem sich schon zuzählige Schüler versammelt hatten.

Sie waren wie man es von Jungendlichen gewohnt war in ihren Cliquen unterwegs oder verteilt und blieben wie ein Ruddel zusammen.

Auch mein Bruder, der König der Schwachköpfe, stand in zwischen der Schar seiner treuen Jünger und prädigte ihnen das blaue vom Himmel herab.

Birte und ich waren jene Mädchen, die sich irgendwo einfach dazustellen konnten ohne auch nur aufzufallen.

Keiner nahm je wirklich von uns Notiz und so waren wir die perfekten Spione und konnten überall bedenkenlos mithören.

Doch heute sollte ich nicht dazu kommen jemanden zu belauschen. Ehe Birte und ich uns versahen, wurden wir von Rob in eine Menge aus Jungs gewunken. Rob stand mit Tobias und Manuel sowie noch drei weiteren Kerlen im Schatten einer Buche und drank von seinem Getränk.

Mein Bruder schaute mich nicht an als wir zur Runde hinzustießen.

"Hallo!", entgegnete ich kurz.

Birte blickte sich um und tat es mir gleich. Sie wurde im selben Moment noch total rot im Gesicht und vergrub ihr Sommersprossen-Gesicht hinter ihren langen Stirnfransen und ihrer tiefsitzenden Brille.

Die Jungs nahmen uns wahr und grüßten auch ganz freundlich als wären wir wirklich befreundet und hätten etwas miteinander zu tun.

Rob aß weiter an seinem Pausenbrot und auch mein Bruder.

"Also... ehm", begann Tobias. " Tut mir leid Birte, dass wir dich immer so gemobbt haben, aber du hast ja nun wirkich nicht die Figur einer Göttin und so. Und das wegen der Brillenschlange tut mir auch leid. Wieder gut?"

Ich konnte es nicht fassen! Tobias entschuldigte sich bei Birte! Bei Birte, die er aufs härteste verarscht hatte und wie er mal sagte absolut nicht leiden konnte.

Ich war total verdutzt und obwohl Birte ihm zu vergeben schieh, brach es aus mir heraus:" Da kommst du auch verdammt spät darauf!"